Liebe Leser:innen,
wasserumschlossen und auf engstem Raum liegen unsere beiden Lieblingsstädte in der deutsch-schweizerischen Landschaft. Konstanz glitzert gerne wie aus dem Ei gepellt, Kreuzlingen ist stetig sichtbar im Wandel. Schicht für Schicht wickeln wir in dieser Ausgabe unsere Doppelstadt aus ihren Hüllen. Denn die Stadt ist niemals ausgewachsen, sie schuppt sich immerzu mit Wanderbaustellen an ihren pulsierenden Verkehrsadern entlang. So blicken wir auf das leere Gerippe zweier Hochbauten, die wie verlassene Bienenstöcke über die Dächer ragen. Wir verpacken in Ermatingen Härdöpfel in genussvolle Kokons zu köstlichen Ravioli, kriechen in ein leerstehendes Kino in Kreuzlingen und lassen dessen glanzvolle Jahre aufleben, wir sind mit dabei, wenn sich ein Kiosk an der Petershauser Bahnschranke zum neuen Treffpunkt der knallbunten Nachbarschaft entpuppt und testen ein Relikt der 70er: das Solarium. Wir erzählen, wie für Moritz sein unfreiwilliger Schlaf zur Krankheit mit Humor und kreativem Filmprojekt wurde, wie Depressionen den eigenen Kokon zu eng werden lassen und von vier Frauen, die jede auf andere Weise junge Menschen beim Aufwachsen und Entfalten begleiten. Denn eng umhüllt und von Wasser umgeben liegen wir Menschen anfangs im mütterlichen Kokon. In wenigen Wochen wachsen wir dort von der Kaulquappe zum vakuumverpackten Zweibeiner heran und rutschen dann doch reichlich unfertig und urplötzlich aus dem Nest in die grelle, fremde Welt, die wir fortan mit allen Sinnen erforschen. Auch bei uns ist Anfang des Jahres ein kleines Glückskind geschlüpft, sodass Veronika vorübergehend die Redaktionsleitung an Miriams Stelle übernommen hat. Doppeltes Glück – für uns und euch. In diesem Sinne viel Freude beim Auspacken und Lesen.
Annabelle, Miriam und Veronika