Liebe Leser:innen,

wenn man so ganz ohne Kleider im warmen Wasser treibt, fühlt sich das kein bisschen nackig an. Finden wir zumindest. Und so einige andere, die ihr in genau diesem Zustand auf den folgenden Seiten entdecken werdet. So ist nass und nackig zugleich Widerspruch und Lieblingszustand für uns. Das ultimative Gefühl von Kindheit, frei von nervigen Stoffen, umhüllt vom Gefühl der warmen Jahreszeit und ganz und gar in unserem Element.

Fühlt sich so Frühling bis Herbst am See an? Dann bist du ein Glückskind, denn es gibt ja wirklich kaum etwas Besseres – außer vielleicht noch ein Eis dazu.

In diesem Glück schwimmt aber auch Sorge mit: Wie wird das in der Kindheit unserer Enkel:innen sein? Stecken wir die Köpfe heute in den Sand und baden in Zukunft gar nur noch in einem kleinen Eimer? In diesem Heft feiern wir unsere Lieblingssaison und die Vielfalt und Schönheit unserer Körper. Wir schauen auf nasses Blau und schwimmen ein bisschen gegen den Strom, wenn wir eintauchen in Geschichten aus der / einer Zukunft ohne See. Wie könnte das sein und vor allem, was sagen Expertinnen zu diesem mitunter ganz schön unbequemen Thema?

Wir besuchen eine Tochter und ihren Vater in ihrer eben gegründeten Sauerteig-Backstubein der Altstadt und jede Menge Kunst- und Bauwerke, die unbekleidet im Regen stehen. Rose Wild aus Dingelsdorf begrüßt uns bei sich Zuhause und erzählt von ihren über achtzig Jahren Seeliebe, ob im oder auf dem Wasser. Einer, der am Schänzle vor allem schweißtreibend arbeitet, beleuchtet eine ganz neue Perspektive auf die betonierte Kurve am Seerhein. Wir tänzeln durch die Entstehung von Musik-Kollektiven – was sie entstehen lässt oder auch verhindert, erzählt unser Autor und treibt mit dem Techno durch die Konstanzer und Kreuzlinger Nacht. Unsere Praktikantin fühlt ihrem Heimweh zwischen Instanbul und Konstanz auf den Zahn. Wir liefern euch eine Hymne für das unterschätzte Utensil des Wäscheständers und backen nackigen Kuchen in Ermatingen. Es gibt Kurzgeschichten rund um Meersburg, fast wie bei K.pt’n Blaub.r, und lyrische Mehrzeiler, die sich einen wilden Tanz mit analogen Fotos liefern. Und natürlich waren wir auch wieder mitten unter euch unterwegs für ein paar Stimmen aus der Stadt zu unserem Normalzustand von Mai bis Oktober: nass und nackig!

Viel Freude beim Buchstabenbaden.

Annabelle und Miriam

#11 
Nass und nackig

ab 10.10.2023